Simone Lappert – Der Sprung

Für Sie gelesen von Nora Sonnleithner: „Dieses Buch werde ich wohl ein zweites Mal lesen!“

Autor: Simone Lappert

Was hat mir an dem Buch gefallen:

Es werden verschiedene Charaktere beschrieben, es geht darum, wie sie etwas wahrnehmen und erleben, wie sie für sich denken und fühlen. Die Protagonistin, eine junge Frau, steht zwar auf einem Hausdach und somit tatsächlich im Zentrum der Handlung, nur ist sie nicht der Mittelpunkt der Geschichte. Es ist so, als würde man im Theater sitzen, nicht die Bühne betrachten, sondern einzelne Zuschauer beobachten. Und nur durch sie erfährt man mehr über die junge Frau. Letztendlich beeinflussen sie sich aber alle gegenseitig, die junge Frau ihre Zuschauer und die Zuschauer die junge Frau, bewusst ist das natürlich niemandem, außer dem Leser selbst.
Das Buch hat außerdem diese angenehme unaufdringliche Weise. So ist es z.B. sicherlich durch und durch sozialkritisch. Das Kritische begleitet den Leser sozusagen in seinem (Lese)Fluss wie stetig vorbei treibendes Geäst. Nebenbei bemerkt, die Sätze sind kurz und einfach, die Worte plätschern ganz friedlich dahin, der Schreibstil ist absolut bewundernswert.

Was hat mir nicht gefallen:

Etwa in der Mitte des Romans verlor ich kurzfristig den Überblick über die Charaktere und musste mich diesbezüglich anstrengen, den Faden nicht zu verlieren.

Wem kann ich das Buch empfehlen:

Ich würde sagen, es ist ein Buch für Leser, die Gesellschaftsromane mögen, die sich wie in diesem Fall gesellschaftskritisch zeigen und das vielleicht sogar auf doch leicht satirische Art und Weise, nur nicht allzu dominant.

[Nora Sonnleithner]

Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit.

Simone Lappert, geboren 1985 in Aarau in der Schweiz, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Mit ihrem Debütroman ›Wurfschatten‹ stand sie auf der Shortlist des ›aspekte‹-Preises. Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und war Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt ›Babelsprech.International‹. 2019 erschien der Roman ›Der Sprung‹, der für den Schweizer Buchpreis nominiert war. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

erschienen im Diogenes Verlag 2019

[Text und Cover: https://www.buchhandel.de/buch/Der-Sprung-9783257070743]