Jan Costin Wagner – Sommer bei Nacht

Für Sie gelesen von Nora Sonnleithner: „Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven!“

Autor: Jan Costin Wagner

Ich finde, dass dieser Roman eigenartig ist und obwohl ich etwas ganz anderes erwartet habe, hat mir doch diese Eigenartigkeit dann sehr gut gefallen. Der Inhalt lässt an einen Kriminalroman denken, es gibt zwei Ermittler, die sich mit Kindesentführung auseinandersetzen. Man ist es von Krimis gewöhnt, diese mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen, um keine Hinweise zu verpassen und das macht ja schließlich den Reiz aus. Nun, in diesem Fall nicht. Denn es passiert nichts. Und dieses beschriebene Nichts ist meisterhaft. Es ließ mich als Leserin die echte Verzweiflung und den Frust spüren, wenn etwas so tragisches wie eine Kindesentführung passiert, dessen Aufklärung nicht möglich scheint. Es gibt kaum Hinweise, keine zahlreichen Aussagen von Verdächtigen, interessanten Charakteren mit Geheimnissen und Intrigen. Kaum, wenig, nichts. Nur einen Teddybären …

Es ist ein Buch für Leser und Leserinnen die auch moderne Literatur mögen. Es geht hier um einen Kriminalfall mit Kindesentführung, aber ich persönlich habe es nicht so empfunden, als stünden die Spannung und Aufklärung im Mittelpunkt, sondern eher die Beschreibung eines solch tragischen Falles als literarisches Kunstwerk. Wer sowas mag, ist bei Jan Costin Wagner richtig.

[Nora Sonnleithner]

Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben.

Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main. Seine Romane um den finnischen Ermittler Kimmo Joentaa wurden von der Presse gefeiert, vielfach ausgezeichnet (u. a. Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize) und in 14 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien Sakari lernt, durch Wände zu gehen (2017).

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