LiteraturKreisarchiv 2023/24

„Biographien & Portraits – Künstler oder Lebenskünstler?“

20.09.2023: J. Barnes – Der Lärm der Zeit & P. Härtling – Verdi – Ein Roman in neun Fantasien

Der Lärm der Zeit

Im Mai 1937 wartet ein Mann jede Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung darauf, dass Stalins Schergen kommen und ihn abholen. Der Mann ist der Komponist Schostakowitsch, und er wartet am Lift, um seiner Familie den Anblick seiner Verhaftung zu ersparen. Die Gunst der Mächtigen zu erlangen, hat zwei Seiten: Stalin, der sich plötzlich für Schostakowitsch‘ Musik zu interessieren scheint, verlässt noch in der Pause die Aufführung seiner Oper »Lady Macbeth von Mzensk«. Fortan ist der Komponist ein zum Abschuss freigegebener Mann. Durch Glück entgeht er der Säuberung, doch was bedeutet es für einen Künstler, keine Entscheidung frei treffen zu können? In welchem Verhältnis stehen Kunst und Unterdrückung, Diktatur und Kreativität zueinander. Und ist es verwerflich, wenn man sich der Macht beugt, um künstlerisch arbeiten zu können?

Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt (u.a. Man Booker Prize), liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor. Er lebt in London.

btb

Verdi

Peter Härtling, profunder Musikkenner und Autor hochgelobter Künstlerromane, nähert sich dem alternden Verdi und lässt seine Fantasie schweifen. Die Geschichte beginnt auf der Höhe seines Schaffens und gleichzeitig an einem kritischen Punkt. Verdi hat mit »Aida« einen phänomenalen Erfolg gefeiert und versucht nun etwas Neues. Mit dem Streichquartett in e-Moll und dem Requiem überrascht er sich, sein Publikum und Peppina, seine zweite Frau und engste Vertraute.

Härtling erzählt von einem Mann, der immer auf der Suche ist – nach sich, der Liebe, der Erfüllung, dem künstlerischen Ausdruck.

Peter Härtling, geboren 1933 in Chemnitz. Journalistische Tätigkeit; Redakteur bei der ›Deutschen Zeitung‹, Mitherausgeber der Zeitschrift ›Der Monat‹, Cheflektor und danach Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 freier Schriftsteller. Peter Härtling erhielt 2003 für sein Gesamtwerk den Deutschen Bücherpreis. Er lebte bis zu seinem Tod 2017 in Mörfelden-Walldorf.

dtv

Quelle Text und Bild: http://www.buchhandel.de

Rückblick

Am 20.09.23 haben wir unseren neuen Lesezyklus: „Biographien & Portraits – Künstler oder Lebenskünstler?“ begonnen.

Wir haben uns gleich zwei Titel vorgenommen:

– J. Barnes: Der Lärm der Zeit

– P. Härtling: Verdi – Ein Roman in neun Fantasien

Dmitri Schostakowitsch und Giuseppe Verdi, zwei Musik-Giganten aus unterschiedlichen Epochen und Stilrichtungen.

Aus verschiedenen Perspektiven unter Beobachtung der Lebensumstände werden die Künstler als sensiblen, verletzlichen Menschen gezeichnet.

Bewertung:

Barnes: ★★★★ ½

Härtling: ★★★

Danke für die Teilnahme:

Eva Lettner

25.10.2023: Marie Benedict – Frau Einstein

War Albert Einsteins erste Frau Mileva Maric das eigentliche Gneie in der Familie? Marie Bendedict erzählt in ihrem biografischen Roman die wahre Geschichte einer Frau, die mit ihrer Forschung Bahnbrechendes geleistet hat und dennoch bis heute eine Unbekannte ist.

Dieser Roman rückt zum ersten Mal Mileva Maric in den Mittelpunkt der Geschichte um die Entdeckung der Relativitätstheorie. Die erste Frau des Nobelpreisträgers war maßgeblich beteiligt an seinen wissenschaftlichen Errungenschaften. Marie Benedict zeichnet eine atemberaubende Liebes- und Emanzipationsgeschichte nach, die Albert Einstein in ein völlig anderes Licht stellt.

Marie Benedict, geboren 1973, studierte am Boston College Geschichte und Kunstgeschichte und an der Boston University School of Law. Ihre Bücher über starke Frauen der Weltgeschichte haben Bestsellerstatus. Ihr Roman »Frau Einstein« verkaufte sich über 100.000 Mal allein in Deutschland. Sie ist Anwältin und lebt mit ihrer Familie in Pittsburgh.

Kiepenheuer & Witsch

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Rückblick

Am 25.10.23 haben wir unseren neuen Lesezyklus: „Biographien & Portraits – Künstler oder Lebenskünstler?“ begonnen.

Das dritte Buch in der Reihe der biographischen Erzählungen war der Titel:

„Frau Einstein“ von Marie Benedict.

Die US Amerikanische Autorin beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit historischen Frauenfiguren, deren Einfluss eher im Verborgenen blieb.

So auch die hochbegabte Mathematikerin: Mileva Maric, die von ihrem  berühmten Ehemann Albert Einstein in den Schatten gedrängt wurde.

Anhand des existierenden, historischen  Materials ist der Roman ein glaubwürdiges literarisches Werk, das mit fiktiven Szenen ergänzt wurde.

Mit viel Feingefühl entfaltet die Autorin ein bewegtes, düsteres Frauenschicksal, -das auch die Zwiespältigkeit der gesellschaftlichen Normen am Ende des 19. JH. authentisch wiederspiegelt, denn beruflicher Erfolg, oder wissenschaftlicher Aufstieg für Frauen war damals nicht üblich.

Bewertung: ★★★★

Danke für die rege Beteiligung und für die lebhafte Diskussion!

Eva Lettner

29.11.2023 Robert Seethaler – Der letzte Satz

An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat schon immer geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.

Robert Seethaler, 1966 in Wien geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Seine Romane »Der Trafikant«, »Ein ganzes Leben«, »Das Feld« und »Der letzte Satz« wurden zu internationalen Publikumserfolgen. Robert Seethaler lebt in Wien und Berlin.

Goldmann

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Rückblick

Thema des Abends: Robert Seethaler – Der letzte Satz

Dieser Roman besteht vor allem aus Erinnerung-Sequenzen.

Der berühmter Komponist und gefeierter Dirigent Gustav Mahler befindet sich auf seiner letzten Schiffsreise von New York nach Wien.

Mit 50 Jahren ist er todmüde, hat Schmerzen, seine körperliche Gesundheit ist am Tiefpunkt, sein Herz ist gebrochen.

Seethaler schreibt keine fachgerechte Biographie, sondern schildert das  hochgeistige, fragile Genie, der vor allem doch ein ganz normaler Mensch war, wie wir alle.

Sein schwieriger Charakter und seine komplizierte Persönlichkeit waren nicht unbedingt für jeden ein unterhaltsames Thema. Andere Teilnehmer dagegen schätzten den Autor mit seiner wunderbaren Schreibkunst und seinem literarischen Können.

Bewertung: ★★★★

Danke für die Teilnahme:

Eva Lettner

Die folgenden Bücher werden 2024 besprochen!

17.01.2024 Jana Revedin – Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus

28. Mai 1923. Auf Drängen ihrer Freundin war Ise nach Hannover gekommen – um ihn zu erleben: den charismatischen Rebellenarchitekten Walter Gropius. Er hatte in Weimar das Bauhaus gegründet, und an diesem Abend stellte er an der Technischen Hochschule sein bahnbrechend neues Konzept vor. Es wurde ein schicksalhafter Abend für die 26-jährige Ise, die ein selbstbestimmtes Leben als Buchhändlerin und Rezensentin in München führte. Dem Charme des viel älteren Gropius, der leidenschaftlich und vehement für seine »Idee Bauhaus« eintrat und doch eine herbe Melancholie versprühte, konnte sie auf Dauer nicht widerstehen…

Jana Revedin, geboren 1965 in Konstanz, ist Architektin und Schriftstellerin. Die Verfasserin von Standardwerken der Architekturtheorie hat sich auf die Reformarchitektur der Moderne spezialisiert. Nach ihrem Studium in Buenos Aires, Princeton und Mailand promovierte und habilitierte sie an der Universität Venedig. Heute ist sie ordentliche Professorin für Architektur und Städtebau an der Ecole spéciale d’architecture Paris. Sie lebt in Venedig und in Wernberg, Kärnten.

DuMont Buchverlag

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Rückblick

Thema des Abends: Jana Revedin – Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus

Ein biographischer Roman über Ise Gropius (Frank), die engagierte Frau und kreative Partnerin an der Seite des Architekten und Bauhaus-Gründers Walter Gropius.

Der Autorin gelingt es auch das ehemalige kreative Umfeld und Schaffen in dieser Gemeinschaft von Kunstschaffenden zu erfassen. Man bekommt auch einen kurzen Einblick in die einzelnen Künstlerbiographien und in die politische und wirtschaftliche Dynamik der kurzen Bauhauszeit in den Jahren 1923-1928.

Jana Revedin kommt auch als Architektin von Fach, hat akribische Hintergrundrecherche betrieben und hält sich sehr nah an belegbaren Fakten. Sie bedient sich einem eher sachlich prägnanten Erzählstil, der nicht unbedingt Nähe zu Leser schafft, da es an Gefühl und Emotionalität mangelt.

Ein durchaus unterhaltsamer Roman, dem das gewisse Etwas fehlt.

Deshalb die bescheidene Bewertung von uns:  

Bewertung: ★★★ ½

Vielen Dank für das Mitmachen!

Eva Lettner

28.02.2024 Klaus Modick – Konzert ohne Dichter

Klaus Modick erzählt die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Worpsweder Gemäldes, von einer schwierigen Künstlerfreundschaft – und von der Liebe.

Im Jahr 1905 ist Heinrich Vogeler auf der Höhe seines Erfolgs und wird für sein Meisterwerk »Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoffr« öffentlich gfeiert. Für Vogeler ist es das Resultat eines dreifachen Scheiterns: In seiner Ehe kriselt es, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt, und seine fragile Freundschaft zu Rainer Maria Rilke, dem literarischen Stern am Himmel der Worpsweder Künstlerkolonie, zerbricht – und das Bild bringt das zum Ausdruck: Rilkes Platz zwischen den Frauen, die er liebt, bleibt demonstrativ leer. Was die beiden zueinander führte und später trennte, welchen Anteil die Frauen daran hatten, die Kunst, das Geld und die Politik, davon erzählt Klaus Modrick auf kunstvolle Weise.

Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik, promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger. Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Kiepenheuer & Witsch

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Rückblick – 28.2.2024 

Um 19:00 war die Literaturkreis-Runde in der Bibliothek-Traun verabredet, um über das Buch:

„Konzert ohne Dichter“ von Klaus Modik zu diskutieren.

Ein Künstlerroman, der über die Entstehungsgeschichte des berühmten großformatigen Gemäldes: „Sommerabend“ (1905) von Heinrich Vogeler erzählt.

Über die Künstlerkolonie in Worpswede, wo sich eine Gruppe von Künstler ansiedelte, die der Enge der akademischen Malerei entfliehen und sich frei entwickeln wollten.

Zeitgleich schreibt der Autor über das Scheitern einer schwierigen Künstlerfreundschaft, über komplizierten Liebeskonstellationen und Desillusionierung.

Wie kam es dazu, dass die ehemaligen Weggefährten, der Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler und der Dichter Rainer Maria Rilke, einander schließlich zu Fremden wurden?…

Der Roman wurde mit 3,5 Sterne bewertet.

Bewertung: ★★★ ½

Vielen Dank für das Mitmachen!

Eva Lettner

10.04.2024 Sylvia Frank – Gala und Dalí, die Unzertrennlichen

„Das Leben ist zu kurz, um unbemerkt zu bleiben“

Spanien, 1929: Gala begleitet ihren Mann, den Dichter Paul Éluard, in den Fischerort Cadaqués, wo er einen jungen Künstler namens Salvador treffen will, der bald in Paris ausstellen soll. Als Gala den zehn Jahre jüngeren Künstler kennenlernt, ist sie fasziniert von seinem eigenwilligen Auftreten. Er öffnet ihr immer mehr den Blick für seine Welt – und hat dabei nur Augen für sie, Gala. Die aufkeimende Liebe zwischen den beiden bleibt Paul nicht verborgen, und er stellt Gala vor eine Entscheidung. Schweren Herzens beschließt sie, mit ihm und der gemeinsamen Tochter nach Paris zurückzukehren – doch sie kann Salvador nicht vergessen … 

Die bewegende Liebesgeschichte von Gala und Salvador Dalí – ein ungleiches Paar, das alle Widerstände überwindet und sich für ein gemeinsames Leben für die Kunst entscheidet.

Sylvia Frank ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Schriftstellerehepaares, das auf der Insel Rügen lebt. Sylvia Vandermeer, geboren 1968, ist habilitierte Betriebswirtschaftlerin. Sie studierte darüber hinaus Biologie, Psychologie und Bildende Kunst. Heute ist sie freiberuflich als Schriftstellerin und Malerin tätig. Frank Meierewert, geboren 1967, ist promovierter Ethnologe und seit 2016 als freier Autor tätig.

atb Verlag

Quelle: www.buchhandel.de

22.05.2024 Francisco Haghenbeck – Das geheime Buch der Frida Kahlo

Nach dem schicksalhaften Verkehrsunfall, der Fridas Leben für immer verändern sollte, bekommt sie ein kleines schwarzes Notizbuch geschenkt, das sie fortan begleitet. In ihm schreibt sie ihre Erlebnisse auf, ihre Rückschläge, Leidenschaften und Bekenntnisse. Doch in diesem Notizbuch steckt noch mehr: Ein Geheimnis, das Frida nicht für immer bewahren kann…

Die unbändige Lebenslust einer einzigartigen Frau, ihre eindrucksvolle künstlerische Kreativität, das Gefühlschaos einer leidenschaftlichen Ehe und die Farbenpracht Mexikos – Das geheime Buch der Frida Kahlo ist ein packender Roman über das spannungsvolle Leben der berühmten Künstlerin und über ein Buch, das ein ungeahntes Geheimnis birgt.

Francisco Haghenbeck, geboren 1965 in Mexiko-Stadt, studierte Architektur an der Universität La Salle, ist Autor mehrerer erfolgreicher Romane und Drehbücher und Gründer eines eigenen Comic-Verlags. Sein Kriminalroman Trago amargo wurde 2006 mit dem mexikanischen Literaturpreis Una Vuelta de Tuerca ausgezeichnet. Das geheime Buch der Frida Kahlo wird in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter ins Englische und Französische.

Insel Verlag

Quelle: www.buchhandel.de